Ari Rath

Ari Rath kam am 6. Jänner 1925 als Arnold Rath in Wien auf die Welt und ist bis zu seinem 13. Lebensjahr in der Porzellangasse aufgewachsen. Er war Schüler des Wasa-Gymnasiums, wo er schon vor 1938 den österreichischen Alltags-Antisemitismus erleben musste.

Nachdem sein Vater ins KZ Dachau deportiert worden war, entschied sich Ari mit seinem älteren Bruder Maximilian zur Flucht. Im November 1938 gelangten sie mit einem Kindertransport über Triest nach Haifa. Ari lebte 16 Jahre in einem Kibbuz im Norden des Landes.

1948 besuchte er erstmals wieder Wien, wo ihn vor allem sein Elternhaus in der Porzellangasse 50 interessierte. Er wollte unbedingt noch einmal sein Zimmer sehen, sonst wollte er mit Wien nichts zu tun haben.

1954 verließ Ari den Kibbuz und begann als Journalist für die Jerusalem Post zu arbeiten, deren Chefredakteur er 1975 wurde und vier Jahre später auch Herausgeber. Er änderte seinen Namen zu Ari = Löwe.
Als er 2011 nach einer Vortragsreihe wegen eines Blinddarmdurchbruchs längere Zeit in Wien verbringen musste, begann sich sein Verhältnis zu Österreich zu wandeln. Er begann in Schulen über seine Flucht und Vertreibung zu erzählen und wirkte 2013 und 2014 am Wiener Burgtheater an der Zeitzeugenproduktion „Die letzten Zeugen“ mit. Im September 2016 war er noch bei der Filmvorführung dieser Produktion in Israel. Kurz danach begannen seine Herzprobleme ... 

Ari Rath war ein treuer und begeisterter Besucher der „Österreichischen Kulturtage in Tel Aviv“. 2014 ließ er kein einziges der sechs Konzerte aus; er kam auch jeden Abend zu den „after-concert-dinners“ mit.

Wenn ich ihn fragte, ob er nicht müde war, zwinkerte er mir mit seinen blitzenden Augen zu und sagte nur: „Mach dir um mich keine Sorgen, ich genieße jeden Augenblick mit euch“

Ari heißt Löwe ... er hat bis zum Schluss wie ein Löwe gekämpft; eine Woche nach seinem 92. Geburtstag ist der Löwe am 13. Jänner in seiner Geburtsstadt Wien für immer eingeschlafen. Er wurde auf eigenen Wunsch nach Israel, dem Land, das er als seine Heimat bezeichnete, überführt und dort begraben. Ari wird für immer in unseren Herzen bleiben.

Judith Weinmann-Stern