David Rubinger

David Rubinger wurde als Dietrich Rubinger am 24. Juni 1924 in Wien geboren und wuchs in Meidling auf. Sein Vater wurde 1938 nach Dachau deportiert, konnte aber fliehen und nach England emigrieren. 1939 kam David mit der Jugend-Aliya nach Palästina. Seine Mutter wurde in einem Konzentrationslager ermordet.

In Palästina lebte David  zwei Jahre in einem Kibbuz und schloss sich 1942 der Jewish Brigade der britischen Armee an. Er diente in Europa und Nordafrika. Während eines Fronturlaubes in Paris machte eine Freundin ihm ein Geschenk, das sein Leben veränderte: eine Kamera. David wurde Fotograf. Er begann alle historischen Ereignisse in Israel zu dokumentieren.

Seine ersten Bilder dokumentierten die Feiern, nachdem die UN 1948 die Gründung eines Judenstaates beschlossen hatte. Fortan dokumentierte er alle historischen Ereignisse in Israel. Schimon Peres nannte David Rubinger den „Fotografen der Nation im Werden“.

Nach dem zweiten Weltkrieg heiratete er seine Cousine Anni, eigentlich nur, um ihr eine Einreise nach Palästina zu ermöglichen. Die Ehe hielt 50 Jahre bis zu Annis Tod.

David arbeitete für israelische Zeitungen; sein beruflicher Durchbruch war die Zusammenarbeit mit dem „Time-Life-Magazin“. Er gilt als einer der berühmtesten Fotojournalisten weltweit. 1997 erhielt er für seine Arbeit als Fotojournalist den Israel-Preis im Bereich Kunst, Kultur und Medien, die höchste Auszeichnung des Staates Israel.

Sein berühmtestes Bild ist zweifellos die Aufnahme dreier israelischer Fallschirmjäger, die kurz nach der Eroberung von Jerusalems Altstadt am 7. Juni 1967 an der Klagemauer entstand. Sie wurde sein „Markenzeichen“, obschon er sie selbst als „künstlerisch nicht besonders gut“ bezeichnete.

Seine Autobiographie „Israel durch mein Objektiv: Sechzig Jahre als Fotojournalist“ wurde 2010 veröffentlicht. Seine Lebensphilosophie erklärt er in seinem Buch so: „Versuche jeden Tag zu leben, als wäre er Dein letzter, aber plane Deine Zukunft, als gäbe es unendlich viele morgen.“

David war ein treuer Freund der „Österreichischen Kulturtage in Tel Aviv“ und genoss die Konzerte sehr. Sie versetzten ihn in seine schönen Jugendjahre zu Hause zurück. Die Abende mit ihm an der Bar, wenn er von den unzähligen Ereignissen in seinem Leben erzählte, bleiben unvergessen.

David war ein Charmeur und genoss die Anwesenheit von schönen Frauen, die er nach guter alter „Schule“ umgarnte. Er war der Inbegriff des Lebens und genoss jeden Augenblick. Seine Reisen nach Wien „eröffnete“ er immer mit einer „Leberknödelsuppe“, eine Erinnerung an das rote Häferl, in dem seine Mutter ihm heimlich die Suppe vom Wirtshaus brachte, denn der streng koschere Vater durfte nichts davon wissen.

Als ich David sechs Wochen vor seinem Tod besuchte, zeigte er mir sein Tagebuch, das er vor seiner Aliya begonnen hatte zu schreiben. Er erzählte er mir, dass er sich sein ganzes Leben Vorwürfe gemacht hat, dass in seinem Kopf nur noch die Vorbereitung auf die Aliya existierte, und dass er seine Mutter im Tagebuch mit keinem Wort erwähnt ... Er hatte Tränen in den Augen, als er mir sagte, dass sein schlechtes Gewissen erst mit seinem Tod enden würde.

David Rubinger ist am 1. März 2017 nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie für immer eingeschlafen. Er bleibt für alle unvergessen, die ihn gekannt haben. 

 

Judith Weinmann-Stern